Start Archäologie Maya-Archäologie: Der Mais-Gott von Palenque 

Maya-Archäologie: Der Mais-Gott von Palenque 

Juli 2021: Ausgrabung des Mais-Gottes der Maya in Palenque, Chiapas. Foto: Proyecto Arqueológico Palenque. INAH

Eine abgeschlagene Kopfbüste inmitten symbolischer Opfergaben: Tierknochen, Muschelschalen, Keramik, Obsidianklingen; in konzentrischen Kreisen angeordnet liegen sie um den Mais-Gott von Palenque, einer jahrhundertalten Maya-Stadt im mexikanischem Chiapas. — Das jugendliche und zugleich würdevoll-ernst blickende Antlitz der Maya-Gottheit wurde vor rund 1.300 Jahren unter einer Kalksteinplatte versiegelt. „Hunaal-Yeh“ lautet der Name dieses Maisgottes in der Sprache der Maya. Sein tonsurierter Haarschmuck erinnert unverkennbar an das wichtigste Grundnahrungsmittel der Maya-Kultur: Maíz. — Die hohe kulturelle Bedeutung der Stärkepflanze in der Region verwundert nicht: Bei einfachster Bodenbearbeitung und geringem Arbeitskräftebesatz versprach das anspruchslose Kulturgewächs zweimal im Jahr reiche Ernten und volle Speicher.

Erster Fund einer Skulptur des Mais-Gottes in Palenque

Wissenschaftler des mexikanischen „Nationalinstituts für Anthropologie und Geschichte“ (INAH) entdeckten den etwa 45 cm langen, 16 cm breiten und 22 cm hohen Stuckkopf in den Überresten eines Ritualbeckens; als Teil des zentralen palankanischen Palastkomplexes (El Palacio). Es ist dies der erste Fund einer Skulptur des Mais-Gottes „Hunaal-Yeh“ in den Ruinen von Palenque. Das gekappte Haupt der Maya-Gottheit wurde bereits im Juli 2021 aufgefunden und sodann einem komplizierten Trocknungsprozess unterzogen; nun liegen offenbar erste gesicherte Forschungsergebnisse vor.

Mythische Passageriten in spätklassischer Maya-Epoche

So datieren die Wissenschaftler die Kopfbüste in die spätklassische Phase der Maya-Kultur zwischen 700 und 850. Stuckkopf, Opfergaben und Zeremonialbecken waren mutmaßlich Teil mythischer Passageriten innerhalb des Palastareals. Sie symbolisierten, so die Wissenschaftler, lebenszyklische Übergänge des Mais-Gottes zwischen Werden, Vergehen und Wiedererstehen — und damit auch den Lebenskreis der Kulturpflanze Maíz selbst. In diesem Kontext steht auch die Ausrichtung der „Hunaal-Yeh“-Büste von Palenque nach der aufgehenden Sonne; eines weiteren lebenszyklischen Symbols während des Opferrituals.

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45 cm lang, 16 cm breit, 22 cm hoch: Freigelegter Stuckkopf des Mais-Gottes der Maya in einem palenkanischen Ritualbecken. Foto: Gibrán Huerta. INAH

Palenque: lokale Großmacht am Fuße der Sierra Madre

Palenque gehört zu den bedeutendsten Maya-Städten Mexikos. Im 6. Jahrhundert u. Z. entwickelte es sich zur lokalen Großmacht am Fuße der Sierra Madre und fungierte seinerzeit als enger Verbündeter des Stadtstaates Tikal im südlichen Tiefland der Halbinsel Yucatán. Unter dem Maya-Herrscher Pakal (603-683) gelang Palenque vorübergehend gar der Aufstieg in die Riege der mächtigsten Herrschergeschlechter der Spätklassik. In diese Phase fällt auch eine intensivierte Bautätigkeit in der Agglomeration; wobei das Zentrum der Maya-Stadt der berühmte „Tempel der Inschriften“ und eben der ihm gegenüberliegende Palastkomplex von Palenque bildete.

Die Totengruft des Maya-Herrscher Pakal

1951 wurde unterhalb des Tempels auch Pakals mutmaßliche Totengruft entdeckt. Seine berühmte, mit Jadesteinen besetzte Totenmaske befindet sich heute im Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt. Archäologische Forschungen in den Tieflanddschungeln von Palenque reichen bereits weit in kolonialspanische Zeit zurück. Ausgrabungen haben inzwischen eine über 2,5 km² große Siedlungsstruktur rekonstruieren können. Seit 1987 gehört Palenque zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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