Start Politik Sklaverei, Kolonialismus: Reparationsforderungen an Charles III.

Sklaverei, Kolonialismus: Reparationsforderungen an Charles III.

Der letzte „Charles“ auf dem englischen Königsthron, Charles II. (1630-1685), unterzeichnete vor rund 350 Jahren noch die neuen Statuten einer Sklavenhandelsgesellschaft; jener berüchtigten „Royal African Company of England“, deren Führung zeitweilig sein Bruder James (1633-1701) innehatte, 1685 Charles‘ Nachfolger auf dem Königsthron als James II. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde die mächtige Versklavungscompagnie zuletzt im Zuge der „Black Live Matters“-Bewegung im Sommer 2020. Seinerzeit versenkten Demonstrierende im Hafen von Bristol medienwirksam die Statue eines der Führungsgestalten der Gesellschaft, Edward Colston (1636–1721). Als reicher Kaufmann, Mäzen und Philantrop war Colston über Jahrhunderte gut beleumundet in der Stadt am Avon.

Erklärung gegen Versklavungsprofite und Kolonialismus

An diesem Wochenende wird in der Westminster Abbey zu London nun ein dritter „Charles“ zum König gekrönt; Souverän des Vereinigten Königsreichs von Großbritannien und Nordirland sowie 14 überseeischer Reiche rund um den Globus. Aus eben jenen „Commonwealth Realms“ erging am vergangenen Donnerstag eine Erklärung, welche das neue Staatsoberhaupt an die Verstrickungen der britischen Krone in Versklavungshandel und Kolonialismus erinnern will. In einem gemeinsamen Statement indigener Interessensgruppen und post-sklavistischer Reparationskomitees aus 12 Ländern wurde König Charles III. in deutlichen Worten unter anderem zu einer formalen Entschuldigung, Entschädigungszahlungen und zur Rückgabe geraubter Kulturgüter in britischen Museen aufgefordert.

Republikanische Bestrebungen im Commonwealth

Die in englischsprachigen Leitmedien weltweit rezipierte Deklaration fügt sich in eine breitere Diskussion des post-kolonialen Commonwealth, welche eine Abschaffung der Monarchie als zentralen Entwicklungsschritt vollständiger Dekolonisation betrachtet. Zuletzt erklärte sich etwa die einstige „Zuckerinsel“ Barbados, ab dem 17. Jahrhundert einer der wichtigsten Verkaufsmärkte im englisch-britischen Versklavungshandel, zur Republik. Gleich gerichtete Bestrebungen gibt es unter anderem auch in den Karibikstaaten Antigua und Barbuda sowie in Jamaika.

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