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Altkolonier-Mennoniten in Belize

Die Altkolonier-Mennoniten sind die größte mennonitisch-täuferische Bekenntnisgemeinschaft in Belize. Im Jahre 2009 zählten die drei Altkolonier-Gemeinden von Belize 2.052 getaufte Mitglieder. Die „Seelenzahl“, das heißt die Gesamtbevölkerung einschließlich ungetaufter Kinder und Jugendlicher innerhalb der drei wichtigsten Altkolonier-Siedlungen Belizes, betrug im selben Jahr rund 6.500 Menschen.

Die Kleine Gemeinde in Belize

Insgesamt wird die Mitgliederzahl mennonitisch-taufgesinnter Gemeinschaften in Belize auf rund 4.000 erwachsene Personen geschätzt. Neben der schnell wachsenden Gruppe der Altkolonier-Mennoniten spielen in Belize insbesondere Gemeinden aus dem Traditionszusammenhang der so genannten „Kleinen Gemeinde“ (im mennonitischen Schriftdeutsch auch: Kleingemeinde) eine wichtige Rolle.

Taufgesinnte Missionsgemeinden in Belize

Daneben bestehen noch kleinere, unter der spanisch-kreolischen Bevölkerung verbreitete mennonitische Missionsgemeinden unterschiedlicher Größe und Stabilität. Selbst die Beachy-Amischen verfügen seit den 1960er Jahren in Belize über eine Filialgemeinde.

Die Ansiedlung von Altkolonier-Mennoniten in Belize

Altkolonier-Mennoniten zogen ab 1958 per Lastwagen und Zug in die damals noch als „Britisch-Honduras“ bezeichnete englische Kolonie in Mittelamerika. Die rund 200 Altkolonier-Familien, die sich nach Belize aufgemacht hatten, stammten ursprünglich aus Nord-Mexiko. Probleme mit den mexikanischen Behörden und der Mangel an neuen landwirtschaftlichen Nutzflächen in Chihuahua hatte sie ab 1957 zu Erkundungsreisen und Verhandlungen mit den kolonial-britischen Behörden bewogen und schließlich auch zu größeren Landkäufen im Dschungel von Belize geführt.

Altkolonier und Kleingemeindler in Belize

Die Altkolonier-Mennoniten von Chihuahua wanderten 1958 in Rahmen einer größeren Ansiedlungsaktion der britischen Kolonialverwaltung in das damals noch äußerst dünnbesiedelte Belize ein. Neben der seinerzeit schon vergleichsweise großen Gruppe der Altkolonier-Mennoniten zogen auch mehrere Dutzend Familien der Kleingemeinde nach Belize. Diese mennonitischen Siedler stammten aus der gleichfalls in Nord-Mexiko gelegenen, so genannten „Quellen-Kolonie“ (Los Jagueyes), einer bedeutsamen Ansiedlung der Kleingemeinde im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua.

Die Mennoniten und die belizischen Behörden

Außer dem relativ günstigen Kaufpreis, den die Siedler für ihre Landtrakte zahlten, boten die damaligen politischen Verhältnisse in der kleinen britischen Kronkolonie vor allem Stabilität und einen verbrieften Schutz ihrer pazifistischen Überzeugungen. Seitens der Briten erwartete man sich von der Ansiedlung der Mennoniten aus Mexiko einen Entwicklungsschub für die bis dahin vornehmlich durch holzwirtschaftliche Monostrukturen geprägte Kolonialwirtschaft und damit verbunden, allmählich auch wachsende Steuereinnahmen.

Traditionelle Mennoniten-Kolonien in Blue Creek und Shipyard

Dörfer und Gemeinden der Altkolonier wurden zunächst nur in einer Provinz von Britisch-Honduras, in Orange Walk, angelegt. Dabei entstanden die beiden Kolonien „Blue Creek“, unmittelbar an der mexikanischen Grenze gelegen, und „Shipyard“, das sich entlang des „New River“ erstreckt.

Altkolonier-Mennoniten aus Kanada in Belize

Neben Altkoloniern aus Mexiko zog das erst 1981 unabhängig werdende Belize in der Folge noch weitere traditionalistische Täufer-Gemeinschaften an. So bestand etwa zwischen 1960 und 1965 vorübergehend auch eine Altkolonier-Siedlung im Bereich Richmond Hill, nahe Orange Walk (Town). Die Bewohner dieser Kolonie stammten ursprünglich aus Alberta, Kanada. Erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten der kanadischen Kolonisten im Urwald von Belize führten schließlich jedoch zur Aufgabe der Siedlung bei Richmond Hill.

Spannungen in den Siedlungen der Altkolonier

Die schwierigen klimatischen, naturräumlichen und ökonomischen Bedingungen Belizes und die teils damit verbundene Frage, für das wirtschaftliche Fortkommen der Siedlungen beispielsweise auch moderne technische Hilfsmittel wie Traktoren oder Motorsägen einsetzen zu dürfen, führten bald zu Spannungen in den einzelnen Siedlungen. In dieser Situation verließen zahlreiche Altkolonier-Familien die Siedlungen im Bereich Blue Creek und Shipyard und zogen entweder nach Bolivien oder nach Kanada. Insbesondere Bolivien entwickelte sich in diesen Jahren zu einem Sammelpunkt besonders konservativer und robuster Altkolonier-Mennoniten. Bolivien zog dabei nicht nur traditionalistische Mennoniten aus Belize, sondern auch aus Mexiko, Kanada und Paraguay immer mehr an.

Die ultrakonservative Mennoniten-Kolonie Barton Creek, Belize

Auch innerhalb Belizes entstand aus Gegnern einer zunehmenden Mechanisierung und Elektrifizierung in den Siedlungen der Altkolonier und der Kleinen Gemeinde (Kolonie Spanish Lookout) im Bereich des Cayo-Distrikts eine eigenständige Siedlung: Barton Creek. Die Mennoniten von Barton Creek verzichten bis heute völlig auf moderne Energieträger wie Strom, Gas und Benzin zum Betrieb ihrer Landwirtschaften. Sie setzen stattdessen ausschließlich auf Pferdekraft.

Traditionalistische Alt-Mennoniten aus Pennsylvania in Belize

Eine Besonderheit der außerordentlich traditionalistischen Mennoniten-Kolonie von Barton Creek ist zudem die Tatsache, dass in unmittelbarer Nähe der Ansiedlung auch nordamerikanische Alt-Mennoniten leben. Deren Umgangssprache ist, im Gegensatz zum Plattdeutschen der Altkolonier, Pennsylvania-Deutsch. Die Mitglieder dieser Siedlergruppe, die seit Ende der 1960er Jahre in Belize lebt, gehören dem ultrakonservativen Flügel der nordamerikanischen Alt-Mennoniten an. Sie werden im Allgemeinen der ursprünglich in Zentral-Pennslyania entstandenen Noah Hoover-Gruppe zugerechnet.

Gründung der Tochterkolonie „Little Belize“

In den siebziger Jahren stabilisierten sich die Verhältnisse in den Siedlungen der Altkolonier allmählich. 1978 gründeten Altkolonier-Mennoniten aus der Kolonie Shipyard die erste belizische Tochterkolonie östlich der Progresso-Lagune im Distrikt Corozal. Sie erhielt den Namen „Little Belize“.

Weitere mennonitische Tochterkolonien in Belize

Seitdem sind auch aus dem Kreis der Kolonien bei Barton Creek drei weitere relativ kleine Tochtersiedlungen innerhalb Belizes hervorgegangen: Pine Hill, Springfield und zuletzt Green Hills (2009/2010). Es ist zu erwarten, dass traditionelle Mennoniten-Gemeinschaften Landkäufe in den nächsten Jahren vor allem auch außerhalb Belizes tätigen werden.

Wirtschaft der Altkolonier-Mennoniten in Belize

1922-2022: 100 Jahre Mennoniten in Mexiko – Artikel zu den historischen Hintergründen der Auswanderung von Kanada nach Chihuahua.