Sint Eustatius (Statia) wurde 1629 erstmalig als Außenposten einer französischen Kolonie auf St. Kitts genutzt. Doch erst Abgesandten eines seeländischen Siedlungskonsortiums gelang es ab 1636, sich dauerhaft auf Sint Eustatius niederzulassen. Die über ein Kolonisationspatent der niederländischen Westindien-Compagnie (WIC) verfügenden Siedler nutzten das Land am Fuße eines erloschenen Vulkankegels zunächst vor allem für den Tabakanbau. Nach 1650 ging man auf der nur 21 km² großen Antilleninsel allmählich zum Anbau von Zuckerrohr über. Der Mangel an fruchtbaren Böden bot den Pflanzern jedoch von Anfang an nur geringe Expansionsmöglichkeiten. 1658 lebten in der Plantagenkolonie dennoch bereits mehr als 1.000 Menschen; unter ihnen Hunderte überwiegend afrikanische Sklaven.
Statia: Sklavendepot und karibisches Schmugglerparadies
Ab den 1670er Jahren übernahm die WIC selbst die Kontrolle über Sint Eustatius. Nach verheerenden Raub- und Kaperzügen durch europäische Konkurrenten war das kleine Eiland schwer verwüstet worden. Die Westindien-Compagnie nutzte Sint Eustatius fortan vor allem als regionales Sklavendepot sowie als Stapelplatz für den Handel mit den umliegenden Inseln. Von dieser neuen Strategie profitierte Sint Eustatius insbesondere während der englisch-französischen Hegemonialkriege des 18. Jahrhunderts. Statias Bevölkerungszahl wuchs in dieser Zeit beträchtlich und zog Kaufleute und Schmuggler aus der gesamten Region an. Englisch wurde in dieser Zeit zur dominanten Umgangssprache der Antilleninsel. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung, in den 1770er Jahren, galt Sint Eustatius als einer der wichtigsten Waffenlieferanten der nordamerikanischen Rebellenarmee unter George Washington. 1781 beendeten die Briten das zwielichtige Treiben auf dem „Golden Rock“ jedoch mit einer brutalen Invasion.
Nach dem Ende der Revolutionskriege zu beiden Seiten des Atlantiks verlor Sint Eustatius endgültig seine Bedeutung als Handelsdrehkreuz des Antillenraums. Die Krise der antillianischen Zuckerwirtschaft tat ein Übriges, einen drastischen wirtschaftlichen Niedergang einzuleiten. Die Packhäuser von Oranjestad und die Plantagen des Hinterlandes begannen, zu verfallen. Vor allem die 1863 emanzipierten Nachfahren der afrikanischen Sklaven mussten ihr Auskommen fortan in der Arbeitsmigration oder in der Handelsschifffahrt suchen. Seit 1792 formell unter staatlicher Verwaltung war aus dem einstigen „Warenmagazin der Karibik“ ein verarmter Außenposten des niederländischen Kolonialreichs geworden.
Sint Eustatius und seine Geschichte im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert profitierte Sint Eustatius zwar zunehmend von den sozialen und politischen Reformen des niederländischen Staates für die Antillen; weniger jedoch vom aufkeimenden Tourismusboom ab den 1960er Jahren. Größter privater Arbeitgeber auf Sint Eustatius ist bis heute ein Ölterminal, das 1982 erstmalig in Betrieb ging. Während auf dem benachbarten Sint Maarten heute der Massentourismus dominiert, ist Sint Eustatius eher individualtouristisch geprägt. Die Gewässer um Eustatia gelten als karibisches Taucherparadies. Ebenso wie das benachbarte Saba besitzt Sint Eustatius seit 2010 den Status einer überseeischen niederländischen Kommune (bijzondere gemeente). Die rund 4.000 Bewohner Statias verfügen damit über besonders enge rechtliche Verbindungen mit den europäischen Niederlanden.