Start Sint Maarten und seine Geschichte (1631-2010)

Sint Maarten und seine Geschichte (1631-2010)

Sint Maarten (St. Martin, Saint-Martin) wurde 1631 erstmalig durch die niederländische Westindien-Compagnie (WIC) besetzt, die im Süden der Insel Salzgärten betrieb. Nach einer kurzen spanischen Besatzungsperiode zwischen 1633 und 1648 wurde die Antilleninsel schließlich zwischen den Niederlanden und Frankreich aufgeteilt. Die Niederlande erhielten den Süden, Frankreich den Nordteil Sint Maartens, von den Franzosen Saint-Martin genannt.

Bis in die 1670er befand sich der niederländische Südteil Sint Maartens unter der Kontrolle einer seeländischen Kaufmannsfamilie; diese ließ auf der Insel vor allem Tabak und Indigo anbauen. Allmählich kamen hierfür auch aus Afrika verschleppte Sklaven zum Einsatz. Die karibischen Plünder- und Kaperkriege ab den 1660er Jahren setzten der labilen Pflanzerökonomie jedoch bald massiv zu. Weite Teile der Antilleninsel wurden hierdurch entvölkert; die ökonomische Entwicklung Sint Maartens begann zu stagnieren.

Sint Maarten, die karibische Zuckerinsel

Dennoch versuchten sich ab dem 18. Jahrhundert zunehmend englische Siedler auf der Insel zu etablieren. Sowohl im französischen wie auch im niederländischen Gebietsteil entstanden in der Folge zahlreiche Zuckerplantagen. Mit der verstärkten Präsenz anglofoner Kolonisten wuchs auch der Einfluss der englischen Sprache; sie setzte sich allmählich als dominante Umgangssprache der gesamten Inselbevölkerung durch. Der niederländische Einfluss beschränkte sich fast nur noch auf eine schmale Schicht niederländischer Beamter und Militärs, die ihre Instruktionen zumeist aus Curaçao, Sint Eustatius oder direkt aus den Niederlanden erhielten.

Sklavenemanzipation

Ein sich verändernder Weltmarkt für Zucker verursachte im 19. Jahrhundert einen dramatischen wirtschaftlichen Niedergang Sint Maartens; eine Folge insbesondere der europäischen Zuckerrübenproduktion. Zugleich sorgten die Sint Maarten benachbarten britischen und französischen Inselterritorien für Unruhe: Dort war die Sklaverei bereits zwischen 1833 und 1848 formell abgeschafft worden. Sklaveneigner des südlichen Gebietsteiles fürchteten nun Aufstände oder eine massenhafte Flucht in die emanzipierten Pflanzerkolonien ringsum, allem voran in den französischen Norden der Insel; in der Folge führten sie bereits ab 1848 für Sint Maartens afrikanischstämmige Bevölkerung ein Lohnarbeitssystem ein.

Die offizielle Abschaffung der Sklaverei in Niederländisch-Westindien und damit auch im Süden Sint Maartens erfolgte erst 1863. Auch nach der Abschaffung der Sklaverei in Sint Maarten blieb das Los der ehemals Versklavten von Armut und Ausgrenzung geprägt. Viele zog es hierauf in die Arbeitsmigration. In der Folge sank die Einwohnerzahl des niederländischen Inselteils bis 1924 auf 2.265 Personen ab. Um 1790 waren es noch fast 6.000 Menschen gewesen.

Tourismusboom: Sint Maartens Aufstieg

Das 1948 eingeführte allgemeine Wahlrecht und weitere Reformen für das gesamte Kolonialgebiet der niederländischen Antillenbesitzungen leiteten schließlich einen allmählichen Umschwung ein. Ab den 1960er Jahren profitierte Sint Maarten in zunehmendem Maße vom beginnenden Tourismusboom in der Karibikregion. In den 1980er Jahren stieg Sint Maartens Hauptort Philipsburg schließlich zu einer der bedeutendsten Kreuzfahrtdestinationen der östlichen Karibik auf. Zunehmend siedelten sich auf Sint Maarten nun auch Dependancen der internationalen Finanzindustrie an.

Der gestiegene Wohlstand der Antilleninsel beförderte im niederländischen Gebietsteil allmählich starke Autonomie- und Unabhängigkeitsbestrebungen. 2010 erlangte Sint Maarten schließlich den Status eines autonomen Landes innerhalb des Königreichs der Niederlande.